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  1. Das wöchentliche Arthropoden-Bulletin/

In meinem Netz

·2 min
Patrick

In einem kleinen, versteckten Winkel des Nadelwaldes, wo das Sonnenlicht durch die dichten Zweige bricht und die Welt in ein grünes Glühen taucht, lebe ich, Natalie, die Kürbisspinne. Mein Zuhause ist ein kunstvoll gewebtes Netz, schimmernd und fast unsichtbar.

Ich bin kaum sechs Millimeter groß, mit einem glänzend gelblich-grünen Hinterleib, der mit dunklen Vertiefungen geziert ist, und führe ein bescheidenes, aber glückliches Leben. Meine Tage verbringe ich in meinem Netz, das ich geschickt in Bäumen und Sträuchern und meist aus 20 bis 30 Radien angelegt habe.

Ich bin eine einfache Bewohnerin dieser Oase. Mein Netz ist mein Zuhause und ein Spiegelbild meiner Seele. Jeder Faden, jede Spirale, ist ein Teil von mir. Doch trotz meines kleinen Glücks bin ich manchmal von Traurigkeit erfüllt. Die Menschen… sie verstehen mich nicht. Sie sehen mich und erschrecken oder ekeln sich vor mir. Dabei möchte ich nur ihre Nähe suchen, sie sind so faszinierend. Ich denke an die unzähligen Momente, in denen ich die Menschen beobachtet habe, wie sie durch den Wald wandern, ihre Stimmen ein sanftes Murmeln unter den Bäumen. Ich möchte ihnen zeigen, dass ich nicht zu fürchten bin, dass ich ein Teil dieser wunderschönen Welt bin, genau wie sie.

Mein Alltag ist manchmal monoton, manchmal sehr aufregend. Besonders der Juli hat es in sich. Ich lege dann bis zu drei Eikokons an, nahe bei meinem Netz. In jedem Kokon sind etwa 140 bis 160 Eier. Es ist meine Art, das Leben weiterzugeben, meine eigene Familie zu gründen. Und wenn der Herbst kommt, verwandele ich mich. Meine Färbung wechselt zu einem satten Rot oder Braun, perfekt getarnt in der farbenfrohen Umgebung. Es ist, als würde ich mit den Nadeln und Gräsern tanzen.

Meine Geschichte ist eine von vielen im Wald, doch ich glaube, dass sie für viel mehr steht. Sie ist ein Symbol für die Missverständnisse und Ängste, die Menschen gegenüber uns kleineren Wesen hegen. Ich möchte nur zeigen, dass wir ein wertvoller Teil des Ökosystems sind.

In der Tiefe des Waldes, im sanften Licht, das durch die Zweige fällt, webe ich weiter an meinem Netz, mein Symbol der Hoffnung und des Lebens. Ich träume davon, dass mich eines Tages die Menschen verstehen und meine wahre Schönheit sehen werden.